Die Export-Narren
Deutschland profitiert vom Euro?
von Andreas Popp
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„Hurra, wir sind Export-Weltmeister…“ bzw. kämpfen mit dem 20-mal größeren China um diesen „Titel“. Aber werden wir dadurch wirklich reicher oder eher ärmer?
Es ist an der Zeit, auch das Thema Exportüberschüsse einmal näher zu untersuchen. Immer wieder erklärt man dem Volk, dass die Deutschen am meisten vom Euro profitieren. Mit diesem Unsinn möchte ich mich in dieser Ausgabe beschäftigen.
Was sind eigentlich Exportüberschüsse?
Es gibt zwischen den verschiedenen Regionen dieser Welt einen regen Handel. Da die Deutschen z.B. keine Oliven haben, macht es Sinn, diese in Spanien zu kaufen. Die deutsche Ingenieurskunst ist hingegen weltweit als erstklassig zu bezeichnen, weshalb Ausländer gern diese Leistung einkaufen. Dieser sogenannte Außenhandel klingt also völlig vernünftig und das ist er meist auch.
Eine wesentliche Problemursache liegt (wie so oft) im Geldsystem, welches im Jahre 1944 durch die US-Dollar-Leitwährung vereinheitlicht wurde. Diesen Gedanken verstehen nur Wenige, wenn man z.B. sagt, dass der Dollar in Japan „Yen“ heißt und in Europa „Euro“. Im Bretton-Woods-Abkommen wurde der US Dollar von allen relevanten Ländern des Globus als Weltleitwährung abgesegnet. Der mit 25% goldunterlegte Dollar fungierte als Ersatz für eigene physische Edelmetalle in den verschiedenen Staatstresoren. Die Dollarüberschüsse aus Exportgewinnen hätte man also in pures Gold bei der FED (Federal Reserve) eintauschen können. Als Anfang der 1970er Jahre Frankreich von diesem Recht Gebrauch machen wollte, musste der damalige Präsident Nixon das „Goldfenster“ schließen, denn es gab nicht mehr genügend Gold für die inflationierte Dollarmenge. Seitdem ist der Dollar quasi wertlos und das Geldmengenkorrektiv aufgehoben.
Der USA-nahe IWF verbietet sogar eine Sachwertunterlegung aller Währungen, weshalb in den 1990er Jahren sogar die Schweiz dieser „Organisation“ beigetreten wurde. Da sich bis zur Entwertung (im wahrsten Sinne des Wortes) des Dollars aber alle Exportstaaten auf den Rechtsstaat USA verlassen haben und die Tresore schon voll mit dem FED-Geld (sprich Dollar) hatten, wurden sie durch den Rechtsbruch(!) der Amerikaner kalt erwischt. Alle spielten das Spiel trotzdem weiter mit (offiziell zähneknirschend, denn man kennt interne Absprachen natürlich nicht). Spannenderweise wird die einseitige Bretton-Woods-Aufkündigung der USA nicht als Währungsreform wahrgenommen, obwohl nun der FED die Tore zum Gelddrucken legal offenstanden und weiterhin stehen ohne wirkliches Korrektiv.
Geld ist heute also ein reines wertloses Schuldscheinsystem, welches wir z.B. auf der Dollarnote nachlesen können:
„This note is legal tender for all debts, public and private“
(Diese Banknote ist gesetzliches Zahlungsmittel für alle öffentlichen und privaten Schulden)
Geld ist nur ein Versprechen, das keinen eigenen Wert hat und nach „Belieben“ nachproduziert werden kann. Der Papierwert einer 100 Dollar-Note ist praktisch Null, und trotzdem werden mit diesen wertlosen Zetteln die wertvollen Produkte z.B. aus Deutschland „bezahlt“. Mittlerweile besteht der weitaus größte Teil der Weltgeldmenge aus US-Dollar, da sie auch dem Yen, Euro und besonders im Yuan usw. die eigentliche „Unterlegung“ bieten, die aus den Exportgewinnen resultierten.
Export- bzw. Außenhandelsüberschüsse sind also sehr gefährlich, denn sie bestehen nur aus wertlosem Papier (nicht einmal das, da Geld heute fast nur noch aus Bits und Bytes besteht). Wir sind also stolz darauf, wenn wir mehr Produkte ins Ausland verkaufen, als das wir fremde Produkte beziehen, obwohl alle Wirtschaftsteilnehmer nur „anschreiben“ lassen, bzw. mit „Geld“ bezahlen, was auf dasselbe hinausläuft.
Sollte man diese „Versprechen“ nicht mehr einhalten können, was bisher immer(!) der Fall war, verlieren im Rahmen einer Währungsreform alle ihr Vermögen, während z.B. die deutschen Autos weiterhin im Ausland genossen werden können. Wer aber nur deshalb die währungspolitischen Maßnahmen, die in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchgeführt wurden, als „Versailles 2.0“ bezeichnet, verstößt auf jeden Fall gegen die „Political Correctness“.
Was steht hinter der Export-Ideologie?
„Hurra, wir sind Exportweltmeister!“ Eine Jubelmeldung? Nein, natürlich nicht, wenn man das System ein wenig durchschaut. Da werden wir durch die gleichgeschaltete Medienlandschaft informiert, dass wir vom Euro profitieren. Ist das denn wirklich so? Wer sind eigentlich „wir“?
Fakt ist doch eines: Wenn BMW, Siemens, Adidas usw. viele Gewinne im Ausland machen, müssen diese Unternehmen die fremden Währungen wieder „loswerden“. Das funktioniert am besten, wenn man die Produktionsstätten gleich mit ins Ausland verlegt, denn die dortigen Angestellten können ja mit diesen Überschüssen bezahlt werden. Exportgewinne führen also zuerst einmal zu Arbeitslosigkeit bei uns. Viele deutsche Produkte werden heute in USA, China oder Indien hergestellt.
Nun kommt der Einwand: „Aber in Europa haben wir doch eine gemeinsame Währung. Da können diese Aussagen doch nicht stimmen?“
Doch, dort stimmt es umso mehr, denn durch die absurde „Gleichschaltung“ völlig heterogener Wirtschaftsregionen durch den Euro haben die Konzerne nicht einmal das Risiko der Abwertung ihrer „Investitionen“ im Ausland. Das tragen nun die Steuerzahler der effizienteren Länder, indem sie durch Einzahlungen ins EU-System bluten müssen. Deutschland ist das Opfer Nummer Eins in dieser Währungs-Wucherung Euro.
Deutsche Unternehmen oder Global Player?
Ein weiterer großer Irrtum ist die Aussage, dass die deutschen Bürger sich freuen sollten, wenn die hiesigen Unternehmen Gewinne machen.
Was für eine verwirrte Aussage. Was hat die „Deutsche Bank“ denn mit Deutschland zu tun, wenn es um Gewinne geht? Oder Daimler? Die Profite gehen an die Aktionäre (natürlich weniger an die kleinen Fondssparer) und die sind weltweit verstreut.
Machen wir es ganz einfach: Wenn der Euro vor allem etwas für Deutschland gebracht haben soll, warum ist dann hier die Armut so hoch gestiegen und viele tausend Kinder werden über Tafeln versorgt?
Das ist natürlich nicht nur eine Frage des Euros, sondern des gesamten ordnungsbedingten Globalisierungswahns, den man uns als „natürliche Entwicklung“ verkaufen will, in Wahrheit aber von bestimmten „systemrelevanten“ Personen initiiert wurde.
Was ist zu tun?
Es tut mir leid, wenn ich mich ständig wiederhole. Wir brauchen wieder viele verschiedene Währungen für die vielen unterschiedlichen Mentalitäten! Das Geldsystem gehört wieder in die Hände der Bewohner eines Landes, nicht in Regierungshand und schon gar nicht in die der privaten(!) Notenbanken. Natürlich muss dieses gesetzliche Zahlungsmittel anders organisiert werden, wobei auch das Bodenrecht „bearbeitet“ werden muss und wir ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen sollten. Ich fabuliere hier nicht von einer Patentlösung für eine gerechte Welt, sondern von dem Versuch, eine positive Veränderung einzuleiten. Innerhalb der dann entstehenden Entspannung könnte man dann eine Wissenschaft entwickeln, die die Wirtschaft und die Politik im Grunde untersucht. Die monetäre Ökonomie gehört vermutlich als Jahrhunderte lang verfolgter Irrweg auf den Müll. Vielleicht sollte man einmal über eine Ressourcen-Ökonomie nachdenken…
Das ist ja alles Utopie? Wohl kaum!
Wir können natürlich auch so weitermachen wie bisher und immer wieder mit denselben Rezepten der neoliberalen Versager diese Welt ein bisschen weiter an den Abgrund führen, bis… ja bis wohin eigentlich?
Vielleicht, bis eine alte indianisches Vorhersage in Erfüllung geht: „Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss verschmutzt und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“
Jeden Tag bekommen wir von Interessierten endlose Zuschriften, die uns Fragen stellen, was zu tun ist, sich einbringen wollen in die Diskussionen für eine bessere Welt und die den Schildbürger-Unsinn unserer von Konzernen gesteuerten Politik nicht mehr mittragen wollen.
Das ist der richtige Weg und ich freue mich auf den Zeitpunkt, wenn die Wahlbeteiligung unserer „Demokratur“ gegen Null tendiert, weil die Menschen begreifen, dass diese Gesellschafts-, Wirtschafts- und Währungsordnung nicht dem Bürger dienen soll.
Ich fordere Sie auf: „Entziehen wir diesem Wahnsinn die Energie!“
Ihnen eine entspannte Woche, trotz der klaren Worte.
Ihr Andreas Popp, März 2011
Als pdf-Datei herunterladen: Die_Export-Narren.pdf
Passend zum Thema gab der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt am 07.12.2010
ein sehr interessantes Interview (Handelsblatt):Interview_Helmut_Schmidt.pdf
Schade, dass solch eine Ehrlichkeit niemals während einer Amtszeit geäußert wird…